Der Beginn des Bau's englischer Langbögen ist nicht bekannt, fest steht ,
dass der Bogen als Jagd – und Kriegswaffe bereits seit der Steinzeit benutzt
wird. Aus der Zeit der Römer ist bekannt, das in den besetzten Teilen Englands,
wie auch in Wales bzw. Schottlands der Bogen gebräuchlich war. Auch die
Wikinger besaßen bereits Eibenbögen. ( Fund eines solchen Bogens im
Hafenbecken von Haibatu ) . Im 7.Jhdt./ n. Chr. fielen norwegische und dänische
Wikinger in England ein, es wird angenommen das diese Invasoren Eibenbögen mit
sich führten und so die Eibenbögen nach England kamen...diese These ist
allerdings nicht bewiesen.
Dokumentiert ist der Einsatz von Bogenschützen in der Schlacht von Hastings (
14.10.1066 ). Der englische König wurde vom Normannen Wilhelm I. Besiegt. Auf
dem Bilderteppich von Bayeux sind auf beiden Seiten Bogenschützen abgebildet.
Nach der Eroberung durch die Normannen kam es zu tiefgreifenden Veränderungen
der englischen Gesellschaft. In dieser Zeit wurde der Bogen zunehmend beliebt
– als einfach herzustellende Waffe. ( Entstehung der Legende von Robin Hood ).
Über den ersten strategischen Einsatz des Englischen Langbogens ist nichts
genaueres bekannt. Auch ist die Rolle der Waliser bzw. Schotten nicht eindeutig
geklärt. Tatsache ist, dass nach der Eroberung Wales durch Edward I. und dessen
Krieg gegen Schottland walisische Bogenschützen auf beiden Seiten kämpften.
Edward I. führte eine Heeresreform durch in der das englische Heer zu einer
Berufsarmee wurde – die Soldaten wurden durch Zeitverträge verpflichtet. Die
Rolle der Infantrie wurde gestärkt und der Langbogen als neue Waffe eingeführt.
Eibenholz.....
Durch die zahlreichen Kriege gegen Schottland und den verstärkten Einsatz des
Langbogens gingen die Eibenbestände in England stark zurück. Da Eibenholz aber
dringend benötigt wurde musste es vom Festland importiert werden. Der erste
Hinweis auf den Handel mit Bogenholz stammt von einer Zollrolle die auf den
10.10.1287 datiert ist. Für den 8.1.1295 ist für Newcastle die Ankunft von 6
Schiffen aus Stralsund belegt die u.a. 360 Bogenstäbe geladen hatten.
1337 begann der HUndertjährige Krieg – der englische König Edward III. erhob
Anspruch auf den französichen Thron. Für die Schlachten in Frankreich wurde
tausende Langbögen benötigt. Während des Hundertjährigen Krieges und auch
danach wurden zahlreiche Gesetze bezgl. des Langbogens und des Eibenholzes
erlassen. 1369 ordnete Edward II. An: „ Hiermit befehlen Wir, dass jeder Mann
von Leibes Gesundheit in der Stadt London zur Mußezeit und an den Feiertagen
Bogen und Pfeile benützen und die Kunst des Schießens erlerne und übe.“
Zeitgleich wurden Spiele wie Steinstoßen, Holz- wie auch Eisenwerfen, Hahnenkämpfe
etc. unter Androhung von Gefängnis verboten Jeder Mann zwischen dem 7 ten und
60ten Lbensjahr war verpflichtet einen Bogen und 2 Pfeile zu besitzen. Aufgrund
der Holzknappheit und der starken Nachfrage wurden Höchstpreise festgelegt
damit sich jeder einen Bogen leisten konnte. „ Da die Verteidigung des Reiches
bisher in den Händen der Bogenschützen lag und nun Gefahr droht, befehlen Wir,
dass jedermann 2 Schilling Buße je Bogen an den König entrichten muß, der
einen solchen für mehr als 3 Schilling 6 Pence verkauft.“
Jedes Handelsschiff das mit England Handel treiben wollte musste Eibenrohlinge
mit sich führen. Das führte dazu dass alle europäischen Bestände stark zurückgingen
und sich bis heute nicht mehr erholt haben. Zwischen 1521 und 1567 wurde aus Österreich
und Bayern ca. 1 Million 2 Meter lange und 6 cm breite Eibenstäbe ausgeführt.
1568 teilte Herzog Albrecht dem kaiserlichen Rat zu Nürnberg mit, dass Bayern
über keine schlagreifen Eiben mehr verfüge. Das führte dazu das in England
jeder Bogenbauer pro Eibenholzbogen vier aus Bergahorn herzustellen hatte.
Jugendlichen unter 17 Jahren wurde es verboten einen Bogen aus Eibenholz zu
besitzen. Anordnungen aus dieser Zeit lassen darauf schließen das England dazu
überging Eibenholz aus den Karpaten und dem Baltikum zu beziehen. 1595 ordnete
die englische Königin Elisabeth I. die Umstellung des englischen Heeres von
Langbögen auf Musketen an und dies allein aufgrund der Tatsache, dass Eibenholz
nicht mehr für die Herstellung zu Langbögen zur Verfügung stand
Der Bogen....
Im MIttelalter wurden Langbögen meist aus Eibenholz hergestellt. In Längsrichtung
gepaltene Stämme bildeten das Rohmaterial für die Herstellung. Unter Erhaltung
eines kompletten Jahresringes - bildet die vom Schützen abgewandte Seite = Rücken
- wird die dem Schützen zugewandte Seite und aus Kernholz bestehende Bauchseite
gleichmässig ausgedünnt ( getillert ) bis sich eine gleichmässige Biegung der
Wurfarme ergibt.
Der Querschnitt des englischen Langbogens weist ein schmales D-Profil auf. Er
besteht auf der Bauchseite aus druckstabilem Kernholz und auf der Rückenseite
aus zugstabilem Splintholz. Durch das D-profil des Bogens werden hohe
Anforderungen an die Druckfestigkeit des Holzes gestellt.
Um das zu verhindern muss eine Änderung des Querschnittdesigns zu flacheren und
breiteren, redchteckig en Wurfarmen erfolgen die neben der höheren
Belastbarkeit auch ein angenehmeres Schießverhalten aufgrund des wesentlich
geringeren Handschocks zeigen. Diese Art wird heute im englischen Sprachraum als
"Amerikanischer Flachbogen" bezeichnet obwohl der Flachbogen in der
Mittel- und Jungsteinzeit ein Standardtyp in Europa war.
Außer Eibenholz wurde im Mittelalter auch Esche und Ulme verarbeitet. Hasel
wurde aufgrund seiner schwachen Wurfeigenschaft selten verwendet.
Heute werden hauptsächlich "Osage Orange", Hickory und Robinie ( um
1630 aus Nordamerika nach Europa eingeführt ) verwendet.
Osage Orange eignet sich besonders gut für Langbögen, Robinie eignet sich -
aufgrund seiner Härte - eher für Flachbögen.
Außerdem wären zu nennen: Ulme ( aus dem der älteste mittelsteinzeitliche
Flachbogen gebaut wurde ( Holmegard / Dänemark ), sowie Ahorn und Eberesche.
1523 lagerten einem Bericht zufolge im Tower of London 11000 Bögen, 6000
Bogenstäbe, 384000 Pfeile und 86400 Bogensehnen.
Aus dem Wrack der 1545 gesunkenen Mary Rose, einem Kriegschiff Henry VIII.
wurden 137 gänzlich erhaltene Langbögen und mehr als 3500 konservierte
mittelalterliche Pfeile geborgen. Die Bogen sind in einem guten Zusatnd sodas
sie die Hauptquelle zur Erfoschung des Englischen Langbogens stellen. Die Länge
der Bögen beträgt im Durchschnitt 1.98m.
Zwei Bögen wqurden bereits 1836 von John Deane geborgen und befinden sich heute
im Londoner Tower. Neben den Bogen der Mary Rose sind nur drei weitere Englische
Langbogen aus dem Spätmittelalter bzw. der frühen Neuzeit bekannt:
ein Exemplar befindet sich im Privatbesitz des jeweiligen Duke of Northumberland
und stammt aus der Schlacht von Hergeley Moor ( 1464)
aus der Schlacht von Flodden Field ( 1513) ist ebenfalls ein Langbogen erhalten
geblieben
aus der Waffenkammer der Kirche des Dorfes Mendelsham ( Suffolk) stammt der
dritte noch erhaltene Langbogen , er wird in die Zeit Henry VIII. oder Elisibath
I. datiert.
Die Bogensehne....
überträgt die Energie des Bogenstabes auf den Pfeil. Bei den Langbögen
bestand die Sehne in der Frühzeit zumeist aus Lein oder - auch wenn das heute
kaum vorstellbar ist - auch aus Fasern der Brennessel.
Da Pflanzenfasern günstiger sind als tierische, wurden sie von vielen Völkern
bevorzugt, etwa von den britischen Bogenschützenheeren, deren Sehnen aus flämischem
Leinen oder Hanf gefertigt waren.
Bogensehnen aus Pflanzenfasern dehnen sich aber bei Nässe, dieses erschwerte
manchmal den Einsatz von Bogenschützen und Armbrüsten, zum Beispiel in der
Schlacht von Crécy.
Die Zugstärke...
Ein Fund einer Kriegsspitze in einem hölzernen Dachr des Tower of London belegt
die enorme Zugstärke der mittelalterlichen Bögen - die Eindringtiefe der
Spitze lässt sich nur mit einem Bogen von mehr als 120 Englischen Pfund erklären.
Weitere Indizien für Zuggewichte über 100 Pfund belegen die Bogenfunde der
1545 gesunkenen Mary Rose.
Schwerwiegende Deformationen bei Skelettfunden englischer Langbogenschützen im
Schulterbereich beweisen ebenso die Verschleißerscheinungen aufgrund der
Zuggewichte der Bögen welche imDurchschnitt 80 Englische Pfund = ca. 35 kg
betrugen. Versuche mit Nachbauten haben sogar noch höhere Werte ergeben. Die
Zuggewichte lagen weit über den heute üblichen, Ziel war eine möglichst hohe
Durchschlagskraft schwerer Pfeile. Rüstungen , sogar Eichenplatten ( mit 2,5 cm
Stärke! ) konnten <Berichten zufolge von Langbogenpfeilen durchschossen
werden.
Gerald de Barri berichtet von der Schlacht um das Abergavenny Castle ( 1182) von
Walisischen Bogenschützen dass deren Pfeile das 10 cm dicke Schlosstor soweit
durchdrangen das die Pfeilspitzen auf der anderen Seite herausschauten.
Wie schnell die damaligen Pfeile waren lässt sich heute nur erahnen doch
ergaben Versuche eine Geschwindigkeit von ca. 150 feed per second = etwa
160/kmh.
Die Langbogenschützen....
waren hochspezialisierte Einheiten mit einem großen Ausbildungsaufwand.
Ausgebildete Schützen konnten bis zu 10 Pfeile / Minute über eine Distanz von
200 m abschießen.
Es wurde vermutlich mehr Wert auf die Menge der Pfeile gelegt als auf die
Genauigkeit.
Der Augenzeuge Jean Froissart berichtet über die Schlacht von Crecy (
26.08.1346 ) das die 6000 Englischen Langbogenschützen möglich gewesen sein
soll innerhalb von 4 Minuten 144000 Pfeile abzuschießen. Der große Verbrauch
an Pfeilen hielt einen Ganzen „Industriezweig“ am Leben. Nicht nur die
Bogenbauer und Pfeilemacher sondern auch Schmiede, Seilereien, Holzhändler usw.
Der Einsatz der Walisischen und englischen Langbogenschützen haben die
Schlachten von Crecy ( 1346 ) und Azincourt ( 1415) miteintschieden. In fast
allen entscheidenden Schlachten des Hundertjährigen Kriegesd verlor das französische
Heer weil es auf die veraltete Taktik mit dem Schwergewicht auf Ritter setzte.
Entscheidende Schlachten prägten auch das Bild des heutigen Europa z.B. die
Schlacht von Aljubarrota ( 14.08.1385), bei der nach Unabhängigkeit strebende
portugisische Truppen – verstärkt durch englische Langbogenschützen – das
deutlich überlegene kastillische Invasionsheer von Johann I. vernichtend schlug
und so die Unabhängigkeit Portugals erreichte.
Das Ende des Englischen Langbogens.....
Kritiker halten die zeitgenössischen Berichte über den Langbogen für stark übertrieben.
Er wurde im späten 15 Jhdt. von Feuerwaffen wie z.B. der Arkebuse ( Hakenbüchse
) verdrängt. Langbogen hatten zwar eine höhere Schußfolge aber die Ausbildung
eines Arkebusiers war deutlich weniger zeitaufwendig. Wenn man also nicht auf
fertig ausgebildete Langbogenschützen wie es die Engländer mit den walisischen
Bogenschützen taten zurückgreifen konnte, waren Bogenschützen nicht mehr
wirtschaftlich. Des weiteren wurden die Rüstungen in der frühen Neuzeit immer
massiver und konnten daher leichter mit einer Arkebuse bzw. ab der Mitte des 16.
Jhdt. mit einem Musketenschuß durchschlagen werden.
Quellen:
Thomas Meyer: Bogen, Armbrust, Hakenbüchse. Entwicklung und Technik der
Fernwaffen des Mittelalters
http://de.wikipedia.org/wiki/Waffen
http://suite101.de/article/die-schlacht
... 066-a51560
Andrew Bridgeford „1066, The Hidden History of The Bayeux Tapestry“
http://www.exkotours.de/Archiv/Eibe.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Langbogen
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13681469.html
http://www.kriegsreisende.de/renaissance/bogen.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Bogen_%28Waffe%29
Alexander Liemburg: Fast Alles Uber Bogenschiessen
http://de.wikipedia.org/wiki/Bogensehne
http://www.kriegsreisende.de/mittelalte
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